Nationalratswahlen 1999
Uebersicht

V Repräsentation der Frauen

V1 Seit der Annahme von Artikel 4 Absatz 2 der Bundesverfassung am 14. Juni 1981 sind Bund und Kantone bemüht, rechtliche und tatsächliche Diskriminierungen zu beseitigen, von denen die Frauen im familiären, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Umfeld betroffen sind. Ein Defizit besteht nach wie vor bei der zahlenmässigen Vertretung der Frauen im Nationalrat. Bei den letzten Nationalratswahlen 1995 wurde nur gerade gut jeder fünfte Sitz durch eine Frau besetzt (21,5 %). Hier besteht ein offensichtlicher Nachholbedarf, bis das wünschbare Ziel einer ausgeglichenen Repräsentation der Geschlechter erreicht ist.

V2 Bei den Wahlen spielen die Parteien eine der zentralsten Rollen: Sie ermöglichen nicht nur, das sich die Wählenden zwischen verschiedenen politischen Richtungen entscheiden können; sie bestimmen auch die Personen, die zur Wahl stehen. Bei der Bestimmung der Kandidaturen sind die Parteien weitgehend frei; sie können dem Aspekt der Repräsentation der Geschlechter mehr oder weniger Aufmerksamkeit widmen. Grafik G2.5 zeigt, dass dabei zwischen den Parteien beträchtliche Unterschiede bestehen.

V3 Die geschlechterspezifischen Unterschiede zwischen den Parteien zeigen sich nicht nur bei der Listengestaltung, sondern auch bei den Wahlergebnissen: bei einigen Parteien schneiden die Frauen besonders gut ab, bei anderen haben sie keine Chance. Grafik G3.13 zeigt, dass diese Unterschiede entlang derselben parteipolitischen Trennlinie verlaufen wie bei den Kandidaturen.

V4 Unabhängig vom parteipolitisch unterschiedlichen Verteilungsmuster der gewählten Frauen kann schliesslich bei fast allen Parteien und Kantonen statistisch festgestellt werden, dass die Frauen schlechtere Wahlergebnisse erzielen als die Männer.

V5 Damit ist, neben der Listengestaltung, eine zweite Möglichkeit der Parteien angesprochen, die Frauenrepräsentation im Nationalrat zu verbessern: Die Parteien können ihre Kandidatinnen vor dem und während des Wahlkampfes besonders unterstützen, ihnen besondere Auftrittsmöglichkeiten verschaffen und mit gezielten Werbemassnahmen versuchen, das Handicap der schlechteren Wahlchancen wettzumachen.